Fitnessstunde

Ich weiß, ich weiß. Ich habe schon tausend Mal über Fitness oder besser dem Kampf damit berichtet. Aber jede Frau wird mich verstehen. Essen ist einfach ein so tolles Hobby! Niemals werde ich auf meine heißgeliebte Pizza verzichten! Allerdings setzt das an. Also reden wir stundenlang übers abnehmen. Darüber kann man sich immer unterhalten. Oder besser gesagt daran verzweifeln. Ich bin verzweifelt!

Schon mal versucht von Anfang an in einem Kurs mitzuhalten?

Ich schon. Nicht empfehlenswert. Statt leerer Worte wollte ich nun die guten Vorsätze aber doch in die Tat umsetzen.

Ich dachte, ich starte mit Aqua Aerobic. Das verbrennt schön viel Kalorien, soll aber auch für Anfänger geeignet sein. Also rein ins Wasser. „Wir setzen uns auf die Nudel“ hallt es durch den Schwimmbereich. Meine Trainerin isst anscheinend auch gerne. Aber die Nudeln waren nicht gemeint. Die „Nudel“ ist ein gebogenes rundes Kunststoffdingens, auf das man sich setzt, um dann spielend locker darauf Fitnessübungen zu machen. Ich geh gleich unter und mir kommen unwillkürlich sofort die Bilder von meinem Schnorchelgang in den Kopf geschossen. Wasser ist glaub ich einfach nicht mein Element. Aber ich ertrinke nur fast, der Po muss sowieso beim Wasser Aerobic unten bleiben, also alles noch im grünen Bereich. Joggen am Platz, Froschhüpfer durchs Wasser und Beine ausstrecken und ranziehen für die Bauchmuskulatur – die anderen sehen aus als hätten sie nie was anderes gemacht. Ich hab mittlerweile schon soviel Wasser geschluckt, dass mir schlecht ist. Außerdem wusste ich gar nicht, dass man im Wasser so schwitzen kann. Wasser gestorben! Doch rechtzeitig zum Ende der Stunde sagt die gerissene Trainerin: „Schön fleißig waren wir heute. Jetzt haben wir locker 400 bis 500 Kalorien verbrannt!“. Wow, das klingt wiederum gut. „Und gut gegen Zelulitis hilft Aqua Aerobic auch!“ Alles klar, nächsten Sonntag bin ich wieder da! Montag probiere ich es mit T-Bo. Ein bisschen Pfeffer im Hintern könnte mir nicht schaden. Ein bisschen amerikanischer Drill tut mir bestimmt gut. Dabei ist „ein bisschen“ gut.. 45 Minuten werden wir rumgescheucht. Mein Puls steigt innerhalb von 5 Minuten auf bedrohlicher 289 Schläge pro Minute. 1 Minute hüpfen, dann am Platz joggen, 1 Minute die Beine nach vorne hochheben – wer hätte gedacht, dass das schon so anstrengend ist. Dann aber auch noch im Hüpfschritt boxen, treten, in die Luft schlagen ist echt schweißtreibend. Ich bin tomatenrot im Gesicht und keuche wie ein Ochse. Ich komm mir ziemlich dumm vor, aber egal – was tut man nicht alles für die Figur. Nach 45 Minuten kann ich kaum noch stehen und bin im Gegensatz zu den anderen am Ende mehr über meine Füße gefallen als mit Kraft gehüpft. Ich könnt mich grad auf den Boden legen und abtransportieren lassen. Aber wir sind noch gar nicht fertig mit unserem Programm! Was kommt denn jetzt noch? „So Mädels, die Fettverbrennung ist angekurbelt, jetzt wollen wir noch ein paar Kalorien verbrennen und Muskeln aufbauen, denn wie wir wissen verbrennen die am meisten Fett!“. Ach, wussten wir das? Und Fettverbrennung angekurbelt ist auch gut. Bei mir läuft sie schon längst auf Hochtouren. Aber jetzt gibt’s erst noch mal ne Runde Situps, Liegestützen, Beinübungen. Ich weiß schon, warum ich nicht zum Bund bin!

Als ich auf allen Vieren aus dem Trainingssaal rauskrabble, kommt die Trainerin auf mich zu. „Hey, schön, ein neues Gesicht. Komm ja nächste Woche wieder!“ Verdammt, die kann boxen! Bleibt mir wohl nix anderes übrig oder?

Tags darauf versuche ich mich auf Drängen einer Kollegin in Pilates. Ich lehne erst ab: „Ich hab eh schon so Muskelkater!“ „Ach was, das ist ganz entspannend!“ Na gut, dafür bin ich immer zu haben!
Ich lege mich auf die Matte und warte auf die beruhigenden Worte meiner Trainerin. Ruhig sind sie, beunruhigend allerdings auch. Ich hatte eher was im Stil von Autogenes Training erwartet. Stattdessen kommt folgendes: „Wir legen uns auf den Bauch!“. Klingt erst Mal gut. „Dann spannen wir den Po an, als ob wir einen 10 Euro Schein im Po halten müssten. Atmet tief ein und zieht den Bauchnabel zum Rücken!“ Boah ist das anstrengend. Ich kann nicht atmen! Mein Bauchnabel muss ich schließlich erst mal durch mehrere Schichten fettes Bauchgewebe zum Rücken pressen. "Das ist unsere Ausgangsposition!“ Wie, da kommt noch mehr?? „Jetzt nehmen wir den Kopf auf, heben die Arme hoch und die Beine und führen die Beine mit der Ferse abwechselnd Richtung Gesäß. Und lasst den Bauchnabel am Rücken und den Schein im Hintern!“ Goohoott, schnauf, wie soll das denn gehen. Ich kriege einen hochroten Kopf! Ich kann nicht atmen! „Du musst weiteratmen!“, sagt sie auch gleich. Ja wie denn?? Ich schüttle den Kopf. Geht nicht! Dann drückt sie mir auch noch auf den Rücken und führt meine Beine – so hoch krieg ich die nie. Ich sterbe! Ich muss absetzen – Luft holen. „Das geht mit der Zeit besser. Du wirst sehen. In acht Wochen machst du das locker. Deine Tiefenmuskulatur muss erst gestärkt werden. Das kriegen wir schon hin!“ Wie jetzt? Erstens: Ich hab eine Tiefenmuskulatur? Zweitens: Wie, in acht Wochen? Muss ich jetzt immer kommen? Jetzt weiß ich auch nicht, wie das gekommen ist? Aber definitiv versuche ich kein Kurs mehr. Ich will mich ja nicht noch zu mehr verpflichten. Und was das Essen angeht: Also, wenn jede Pizza, die ich mir reindrücke, soviel Schweiß kostet, damit ich sie wieder los werde, dann werde ich wohl doch eher mal drauf verzichten! Heul ...


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