Mutterglück

Wenn eine Frau ein Kind bekommt, dann wird sie nicht nur einfach Mama. Dann hat sie eine Lebensaufgabe. Das mein ich so wie ich es sage: Lebensaufgabe! Das bedeutet im Klartext: Man muss eigentlich ewig viel Geld zahlen – und darf sein Leben lang die Kinder rumerziehen. Immer! Für immer!

Bleibt eine Mutter immer Mutter?

Ja! Mütter bleiben Mütter. Und Kinder für immer Kinder. Und wenn man, wie ich, eine Tochter ist, dann bleibt man für immer Tochter – und geplagt. Kurze Erklärung: Ich komme wie ein artiges Kind, das ich bin, nach Hause zu Weihnachten. Ich bringe drei große Waschkörbe mit. Meine Waschmaschine hat leider grad nen Knacks weg. Geschickt wie ich bin und mit jahrelanger Erfahrung als Tochter sage ich: „Mum, das musst du nicht machen – keine Angst! Ich wasch schon selbst. Ich brauch nur die Maschine!“ Aber da sie natürlich Mutter ist, kann sie es nicht lassen – und wäscht. Haha – perfekt! Denn gebügelt wird die Wäsche gleich auch noch. Super! Allerdings hat der Mutterinstinkt nicht nur Gutes für mich. Kaum zu Hause angekommen bekomme auch ich was vom Weihnachtsstress ab. Ich hab noch nicht mal ausgepackt, da soll ich noch schnell staubsaugen. Also bitte! Erstens wohne ich doch gar nicht mehr dort. Ich bin also zweitens Gast. Und drittens frage ich mich, ob ein Sohn das auch tun muss?? Bei Töchtern hab ich irgendwie immer das Gefühl, sie müssten immer helfen. Beim Tisch decken, mit Einkaufen gehen, Staubsaugen usw. Meine männlichen Freunde mussten das schon nicht mehr machen, seit sie 15 waren. Ich bin 25!
Aber gut, staubsauge ich halt.
Am heiligen Abend treff ich mich noch mit alten Freunden. O-Ton meiner Mutter: „So spät willst du noch weg gehen?“, „Aber bleib nicht so lange!“, „Trink nicht so viel!“, „Fahr nicht mehr Auto heute – es soll glatt werden!“
Ist meiner Mutter eigentlich bewusst, dass ich seit Jahren nicht mehr zu Hause wohne?? Der Zug ist abgefahren. Da gibt’s nichts mehr zu erziehen. Aber sie können es nicht lassen. Am 1. Weihnachtsfeiertag wird groß gekocht und ich hau rein was das Zeug her hält. Ein Nachteil des alleine Lebens ist nämlich, dass es selten solche Menüs auf dem Tisch gibt, wenngleich auch niemand sagt, ich solle früh wieder zu Hause sein. Meine Mutter schaut mich nach dem 3. Nachschlag schon mahnend an: „Iss nicht soviel. Nachher ist dir schlecht!“ Weiß ich. War schon immer so. Ich wollte eigentlich auch schon aufhören. Aber allein schon aus Trotz hab ich mir noch nen Teller drauf gehauen. Meine Mutter kennt mich mittlerweile allerdings auch schon gut genug. Sie hat sich fast totgelacht, als mir die Knödel und das Fleisch schon fast wieder zu den Ohren rauskamen. Aber aufhören zu essen war nicht machbar. Dann hätte sie ja Recht gehabt! Keine Ahnung. 25 Jahre alt und immer noch trotzig wie Kind! Am nächsten Tag komme ich in die Küche, als meine Oma gerade meiner Mutter vorträgt, sie solle doch nicht immer gleich die Spülmaschine einschalten. Es würde doch reichen sie einzuschalten, wenn sie ganz voll ist. Meine Mutter versucht sich zu rechtfertigen und sagt, sie hätte nun mal keine Zeit, die Teller mit der Hand abzuwaschen. Und keine Lust. Dafür hätte sie doch schließlich eine Spülmaschine! Ich öffne einen Orangensaft und meine Mutter erklärt nun ihrerseits, dass ich nicht immer neue Flaschen öffnen sollte. Ob ich denn geschaut hätte, ob noch einer offen ist. Hatte ich natürlich nicht. Meine Mutter meinte dann gleich, wenn ich immer so verschwenderisch wäre, sei es auch kein Wunder, dass ich nie Geld hätte. Ich bin dann grinsend gegangen. Wo ist bitte meine Tochter – der hab ich einiges zu erzählen!!!!


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